Page 50 - SPP Abschlussbroschüre
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INTRO – Wissenschafts- vermittlung in Internetforen zur Reproduktionsmedizin. Eine empirische Untersuchung der Onlinekommunikation zum Thema Künstliche BefruchtungKurzbeschreibungIm Projekt „INTRO – Wissenschaftsvermittlung in Internetforen zur Reproduktionsmedizin“ wurde am Beispiel der internetge- stützten Laienkommunikation zum Thema „Künstliche Befruch- tung“ untersucht, auf welche Art und Weise wissenschaftliches Wissen im Internet von Laien kommuniziert und rezipiert wird und welche Auswirkungen infolge dieser Form der Wissen- schaftskommunikation auftreten. Zu diesem Zweck wurden Leitfadeninterviews mit Männern und Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, eine standardisierte Onlinebefragung der Teil- nehmer/innen mehrerer Internetforen zur Reproduktionsmedi- zin sowie eine inhaltsanalytische Untersuchung ausgewählter Diskussionsstränge eines entsprechenden Forums durchgeführt.In diesem Projektwurde am Beispiel der internetgestützten Laienkommunikationzum Thema„Künstliche Befruchtung“ untersucht, auf welche Art und Weise wissenschaftliches Wissen im Internet von Laien kommuniziertund rezipiert wird undwelche Auswirkungen infolge dieser Form der Wissenschaftskommunikation auftreten.Unter anderem zeigte sich, dass im Patientenaustausch online die Fragilität und Konflikthaftigkeit wissenschaftlichen Wissens besonders deutlich hervor tritt. Beispielsweise thematisieren Kin- derwunschpatienten in den untersuchten Forendiskussionen, dass Ärzte bei gleicher Diagnose unterschiedliche Behandlungs- empfehlungen aussprechen und verweisen auf sich widerspre- chende Studienergebnisse. Der Forenaustausch führt den Pati- enten demnach potentiell vor Augen, dass die Wissenschaft kein Rezeptwissen liefert, der konsultierte medizinische Experte aber im Kern auf eben jene Wissensbasis rekurriert. Je stärker Patienten als „Experten in eigener Sache“ agieren, desto weniger glauben sie demnach an die etablierten Experten und ihr Wissen. Viel- mehr nehmen die insbesondere durch die Internetnutzung im Behandlungsverlauf expertisierten Patienten zunehmend einen Wissenschaftshabitus an und denken und handeln in mehrfa- cher Hinsicht in wissenschaftlicher Manier: Sie rezipieren den ak-Laufzeit2009-2011AntragstellerInnenDr. Nicole Zillien, nicole.zillien@uni-trier.deUniversitäten & InstituteUniversität Trier, SoziologieMitarbeiterInnenDr. Gianna HaakeIm Projekt entstandene/entstehende DissertationenHaake, Gianna (2015): Das Wissen der Leser. Leserkommentare zwischen Wissen- schaftsjournalismus und Social Web. Konstanz: UVKProjektbezogene Publikationen (Auswahl)Zillien, N. (under review): Patients’ patchwork knowledge online. Experiences, com- munity building and knowledge formation in health-related online forums.Zillien, N. (2013): Laien als Experten – Ungleichheiten des Wissens von reproduk- tionsmedizinischer Profession und Patientenschaft. In O. Berli & M. Endreß (Hrsg.): Wissen und soziale Ungleichheit. (S. 177-200) Weinheim: JuventaZillien, N., Haake, G. & Fröhlich, G. (2012) Patientenaustausch im Internet – Von der Prosumtion zur Produtzung. In H.-G. Soeffner (Hrsg.): Transnationale Vergesellschaf- tungen. Verhandlungen des 35. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Frankfurt 2010. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (CD).Zillien, N., Haake, G., Fröhlich, G., Bense, T., & Souren, D. (2011). Internet use of fertility patients: A systematic review of the literature. Journal für Reproduktions- medizin und Endokrinologie 8 (4), 281-287.50