Journalistische Konstruktion von (Un-)Sicherheit: Semantische Transformationsprozesse in der Berichterstattung über Neurowissenschaften

Kommunikationswissenschaft; Wissenschaftssoziologie

Basierend auf der konstruktivistischen Konzeptualisierung des Wissenschaftsjournalismus als Beobachter und Produzent öffentlichen Wissens über Wissenschaft, nicht als bloßer „Übermittler“ oder „Übersetzer“, will das Projekt die Frage beantworten, wie der Journalismus in der Berichterstattung über Neurowissenschaften angesichts der Fragilität, Konflikthaftigkeit und Interpretationsbedürftigkeit der Erkenntnisse Sicherheit bzw. Unsicherheit wissenschaftlicher Expertise für das Medienpublikum konstruiert. Analysiert werden journalistische Recherchegespräche und Medieninterviews mit Neurowissenschaftlern, in denen wissenschaftliche Informationsangebote auf journalistische Informationsnachfragen treffen und die Prinzipien des wissenschaftlichen und journalistischen Umgangs mit Unsicherheit miteinander konkurrieren. Durch Analyse von Gesprächsprotokollen und Dokumenten wird in etwa 25 qualitativen Fallstudien die „Co-Konstruktion“ von (Un-)Sicherheit durch Wissenschaftler und Journalisten rekonstruiert. Ziele sind die Charakterisierung typischer Transformationen wissenschaftlicher in öffentliche (Un-)Sicherheit, die Typologisierung der Formen journalistischer Thematisierung von (Un-)Sicherheit und die Ermittlung von Einflussfaktoren. Untersucht wird dies im Themenfeld Neurowissenschaften, das eine hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt und bei dem epistemische Unsicherheiten und Kontroversen, aber auch die Suggestivkraft bildhafter Ergebnisdarstellung (Neuroimaging) von zentraler Bedeutung sind.

Projektbezogene Publikationen:

Peters, H. P., & Dunwoody, S. (Guest Eds.) (2016) Scientific Uncertainty in the Media (Special Issue). Public Understanding of Science, 25(8).

Peters, H. P., & Dunwoody, S. (2016). Scientific uncertainty in media content: Introduction to this special issue. Public Understanding of Science, 25(8), 893-908. doi:10.1177/0963662516670765

Lehmkuhl, M., & Peters, H. P. (2016). Constructing (un-)certainty: An exploration of journalistic decision-making in the reporting of neuroscience. Public Understanding of Science, 25(8), 909-926. doi:10.1177/0963662516646047

Lehmkuhl, M., & Peters, H. P. (2016). „Gesichert ist gar nichts!“ Zum Umgang des Journalismus mit Ambivalenz, Fragilität und Kontroversität neurowissenschaftlicher ‚truth claims‘. In G. Ruhrmann, S. H. Kessler, & L. Guenther (Eds.), Wissenschaftskommunikation zwischen Risiko und (Un-)Sicherheit (pp. 46-74). Köln: Herbert von Halem Verlag.

Kongressbeiträge:

Lehmkuhl, M. and Peters, H. P. (2016): Dealing with uncertainty in the reporting on neuroscience: a study of journalistic decision-making. Paper presented at the 14th International Conference on Public Communication of Science and Technology (PCST 2016), 26-28 April 2016, Istanbul, Turkey, 28 April 2016.

Peters, H. P. (2016): Public communication of uncertain and controversial scientific evidence. Invited talk, China Research Institute for Science Popularization (CRISP), Beijing, China, 10 October 2016.

Peters, H. P. (2016): Public communication of uncertain and controversial scientific evidence. Guest lecture, Sungkyunkwan University, Seoul, South Korea, 5 October 2016.

Peters, H. P. (2015): Wahrheit oder Wirkung? Orientierungsprobleme wissenschaftlicher Experten beim Umgang mit Unsicherheit in der öffentlichen Kommunikation. Vortrag bei der Tagung „Unsicherheit als Herausforderung für die Wissenschaft – natur-, geistes- und sozialwissenschaftliche Perspektiven“, TU Darmstadt, 2.-4. März 2015

Lehmkuhl, M., & Peters, H. P. (2015). Einflüsse von beruflicher Position, antizipierter Publikumsrelevanz und wissenschaftlicher Selbstdarstellung auf den journalistischen Umgang mit wissenschaftlicher Unsicherheit: Rekonstruktion der Genese von Medienbeiträgen über neurowissenschaftliche Forschungsergebnisse. Vortrag bei der 2. Jahrestagung der Ad-Hoc-Gruppe „Wissenschaftskommunikation“ der DGPuK „Wissenschaftskommunikation zwischen Risiko und (Un)Sicherheit“, Jena, 30.-31. Januar 2015.

Peters, H. P. (2013). Wissenschaftler als öffentliche Experten. Beitrag zum Workshop „The Public & Uncertainty“, Technische Universität München, Institute for Advanced Study, München, 7. Juni 2013.

Lehmkuhl, M., Peters, H. P., & Lo, Y-Y. (2013). Journalistic construction of scientific uncertainty: an exploration of decisionmaking in the reporting of neuroscience. Paper presented at the Workshop „Strategic Functions of (Un-)Certainty Claims in Public Communication of Science“, DFG Special Priority Program 1409 „Science and the General Public“, Forschungszentrum Jülich, 24-25 June 2013.

 

Antragsteller
Prof. Dr. Hans Peter Peters
Forschungszentrum Jülich
Institut für Neurowissenschaft und Medizin:
Ethik in den Neurowissenschaften
52425 Jülich
Tel.: +49 2461 613562
h.p.peters@fz-juelich.de
Website
Forschungsschwerpunkte/-interessen:
Gesellschaftliche Kontextualisierung der Neurowissenschaften
Öffentliche Kommunikation über Wissenschaft und Technik (PCST)
Verhältnis von Wissenschaft und Journalismus
Wissenschaftler in den Massenmedien
Rezeption wissenschaftsbezogener Medieninhalte durch das Medienpublikum
Politische Effekte öffentlicher Wissenschaftskommunikation sowie Rückwirkungen auf die Wissenschaft (Medialisierung)

Projektmitarbeiter 1
Dr. phil Markus Lehmkuhl
Forschungszentrum Jülich
INM-8
52425 Jülich
Tel.: +49 331 5889933
m.lehmkuhl@fz-juelich.de
Forschungsschwerpunkte/-interessen:
Wissenschaftsjournalismus
Risikokommunikation
Wissenschaftskommunikation


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