Page 10 - SPP Abschlussbroschüre
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Der Einfluss von Medien- berichterstattung und Umweltbedingungen auf die Wahrnehmung und Bewertung von impersonal risks am Beispiel der Kastanien- miniermotteKurzbeschreibungNaturwissenschaftliche Erkenntnisse zur Veränderung der Um- welt und zu damit verbundenen Risiken stehen der Bevölkerung hauptsächlich über die Massenmedien zur Verfügung. Mediale Informationen sind zusammen mit der individuellen Wahrneh- mung von Umweltveränderungen wichtige Faktoren für die Ein- schätzung von Umweltrisiken. Dabei werden die so genannten „impersonal risks“ zunehmend relevant: Risiken, die zwar nicht als direkte persönliche Bedrohung für das Individuum, sondern als Bedrohung für die Natur wahrgenommen werden, aus de- nen aber Konsequenzen für das Individuum resultieren können (z. B. Klimaerwärmung). Die für die Erklärung individuellen Ver- haltens essentiellen Zusammenhänge von Medienwirkung, In- formationsverarbeitung von naturwissenschaftlichen Themen und individueller Umweltwahrnehmung bei impersonal risks sind bislang wenig erforscht.Das interdisziplinäre Projekt untersuchte die Zusammenhänge von Medienwirkung, Informationsverarbeitungvon naturwissenschaftlichen Themen und individueller Umweltwahrnehmungbei impersonal risks.Das hier vorgestellte interdisziplinäre Projekt aus Kommunikati- onswissenschaft und terrestrischer Ökologie untersuchte diese Zusammenhänge anhand des Beispiels der Rosskastanienmi- niermotte (Cameraria ohridella). Diese invasive Art, deren Larven als Folge ihrer Fraßtätigkeit ein auffälliges Schadbild an Kastani- enbäumen verursachen, diente als Modellorganismus für eine experimentelle Untersuchung. Die Blätter verbräunen frühzeitig und fallen bereits im Juli und August ab. Diese Umweltverände- rung ist für Laien demnach gut wahrnehmbar. Die Rosskastanie ist ein häufiger Baum in Deutschland, der Befall der Bäume in- nerhalb Deutschlands aber unterschiedlich. Die Kastanienmotte ist daher ein idealer Modellorganismus, mittels dessen die Um- weltwahrnehmung von Individuen in der empirischen Unter- suchung über die Auswahl unterschiedlich betroffener Gebiete variiert werden kann.Es wurde ein Feldexperiment mit einer Online-Befragung im 2x3 Design durchgeführt. Mittels naturwissenschaftlicher Ra- tingverfahren wurden 12 Regionen in Deutschland ausgewählt, die sich im Befall der Kastanien (hoher und niedriger Befall) und damit hinsichtlich der tatsächlichen Umweltveränderung für die Befragten deutlich unterschieden. Ein Onlinefragebogen in zwei Wellen enthielt einen von drei möglichen Zeitungsartikeln (populärwissenschaftlich, qualitätsjournalistisch, boulevardjour- nalistisch), die sich in Qualität, Komplexität und Fragilität unter- schieden.Laufzeit2013-2015AntragstellerProf. Dr. Hans-Bernd Brosius, brosius@ifkw.lmu.deProf. Dr. Wolfgang W. Weisser, wolfgang.weisser@tum.de Dr. Cornelia Wallner, cornelia.wallner@ifkw.lmu.deUniversität & InstitutLudwig-Maximilians-Universität München, Institut für Kommunikationswissenschaft und MedienforschungTechnische Universität München, Department für Ökologie und ÖkosystemmanagementMitarbeiterInnenDr. Bernhard Goodwin Dr. Werner Heitland Rebecca RogersAnja UretschlägerIm Projekt entstandene/entstehende Dissertationen:Rogers, R. (in Vorb). Influences of Environmental Change Perception and Media Coverage on First Person Perception, Optimistic Bias, Risk Perception and Pro-environ- mental Behavior by the Example of the Horse Chestnut Leafminer Cameraria ohridella. (Arbeitstitel)Uretschläger, A. (in Vorb.). Kommunikation von sich verändernden Umwelt- bedingungen – der Einfluss von Medienwirkung, Umweltbesorgnis, Lebensstil- merkmalen und Soziodemographie auf die Beurteilung von Risiken, Wissen und Handlungsabsichten am Beispiel der Kastanienminiermotte. (Arbeitstitel)10