Page 12 - SPP Abschlussbroschüre
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Einflüsse der Kommunikation mit Experten auf die Bewertung uneindeutiger wissenschaft- licher Evidenz: Cognitive Tuning und Social TuningKurzbeschreibungDer Nutzen von Regelimpfungen, die mögliche Schädlichkeit von Mobilfunkmasten, die Rolle der Kernenergie angesichts des Klimawandels – zu all diesen Themen versorgt uns die Wis- senschaft mit wichtigen, aber oft auch unübersichtlichen und widersprüchlichen Information. Schon aufgrund des grundle- genden Strebens nach Konsistenz und epistemischer Sicherheit tendieren wir oft dazu, uns ein hinreichend klares Urteil zu sol- chen Themen zu bilden und die damit verbundene Ungewiss- heit zu reduzieren. Dies erlaubt es uns, Entscheidungen zu fällen und handlungsfähig zu sein.In unserem Projekt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie sich Menschen durch die Kommunikation mit Experten/innen ein eigenes Urteil zu einem wissenschaftlichen Thema bilden, zu dem es widersprüchliche bzw. uneindeutige Informationen gibt.In unserem Projekt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie sich Menschen durch die Kommunikation mit Experten/innen ein ei- genes Urteil zu einem wissenschaftlichen Thema bilden, zu dem es widersprüchliche bzw. uneindeutige Informationen gibt. Wie beeinflusst schon die bloße Antizipation von Kommunikation mit Experten/innen die Urteilsbildung von Laien (Cognitive Tun- ing)? Unter welchen Bedingungen passen Laien ihre Urteile in der Kommunikation an die Einschätzungen von Experten/innen an (Social Tuning)? Wann und wie wird eine gemeinsame Ein- schätzung des Themas, d.h. eine „Shared Reality“ (Echterhoff, in press), gebildet?Zunächst wurde untersucht, welche Informationen über die Gesprächssituation bereits einen Einfluss auf die Meinungsbil- dung haben können, bevor man die Position oder Meinung des Gesprächspartners überhaupt kennt und bevor man mit dem Partner kommuniziert. In unseren ersten Experimenten lasen die Versuchspersonen einen Text, der Argumente und Befunde für und gegen die Schädlichkeit von frühkindlichen Impfungen bzw. von Handystrahlung enthielt. Da etwa gleich viele und ähnlich überzeugende Pro- und Contra-Argumente enthalten waren, er- gab sich ein uneindeutiges, „ambivalentes“ Bild im Hinblick auf das wissenschaftliche Thema. Die Hälfte der Versuchspersonen bereitete sich nun darauf vor, mit einem Laien darüber zu kom- munizieren; die andere Hälfte bereitete sich darauf vor, mit einem Experten zu kommunizieren. Zudem wurde experimentell vari- iert, ob die Versuchspersonen erwarteten, selbst eine Mitteilung zu produzieren (Produktionserwartung) oder eine Mitteilung von ihrem Partner zu erhalten (Rezeptionserwartung). Letztlich fand die angekündigte Kommunikation jedoch gar nicht statt; denn es sollte ja untersucht werden, welchen Einfluss schon die bloße Vorbereitung auf Kommunikation hat.Die Wirkung der verschiedenen Kommunikationserwartungen war bemerkenswert: Antizipierten die Versuchspersonen, mitLaufzeit2013-2015AntragstellerProf. Dr. Gerald Echterhoff, echterhoff@uni-muenster.deUniversitäten & InstituteWestfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für PsychologieMitarbeiterInnenJudith KnausenbergerProjektbezogene Publikationen (Auswahl)Bebermeier, S., Echterhoff, G., Bohner, G., & Hellmann, J.H. (in press). The generali- zation of shared reality: When communication about one target shapes evaluations of other targets. European Journal of Social Psychology.Echterhoff, G. (in press). Shared reality theory. In B.S. Turner (Ed.), Wiley Blackwell Encyclopedia of Social Theory. New York: Wiley.12