Page 15 - SPP Abschlussbroschüre
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der Einfluss verschiedener computerbasierter Concept Mapping Varianten, die sich im Grad ihrer Vorstrukturierung unterschie- den, untersucht. Zentrale Ergebnisse dieser Studie sind, dass Lernende im Hinblick auf konzeptuellen, fächerübergreifenden Wissenserwerb zum Thema Klimawandel insbesondere dann ge- fördert werden, wenn sie mit Concept Maps arbeiten, in denen zentrale Konzepte zu diesem Thema vorgeben sind. Eine derar- tige Vorgabe fördert die Informationssuche und -verarbeitung der Lernenden, unterstützt sie in ihrem Textverständnis und er- möglicht eine optimale Fokussierung auf die Zusammenhänge innerhalb des komplexen Problems Klimawandel.Zentrale Ergebnisse dieser Studie sind, dass Lernende im Hinblick auf konzeptuellen, fächerübergreifenden Wissenserwerb zum Thema Klimawandel insbesondere dann gefördert werden, wenn sie mit Concept Maps arbeiten, in denen zentrale Konzepte zu diesem Thema vorgeben sind.Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass die Vorgabe von ar- gumentativen Relationen (wie beispielsweise „spricht dafür“ oder „spricht dagegen“), Lernende in der Strukturierung und Visualisierung ihrer Argumentationsprozesse zu möglichen Lö- sungsansätzen unterstützen kann. Interessanterweise konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass ein zu hohes Maß an Un- terstützungshilfen für Lernende der Sekundarstufe II ungeeignet ist und die Lernenden in ihrem Lernprozess eher behindert. Die- se Ergebnisse stützen existierende Forschung zu „overscripting“ Effekten (Dillenbourg, 2002) bzw. zum „expertise reversal effect“ (z. B. Kalyuga, 2007).Viel hilft viel oder je mehr ... desto mehr?!Schülerinnen und Schüler bei der Aneignung von Wissen und der Integration von neuem in bestehendes Wissen zu unterstützen, ist ein generelles Ziel von Unterricht. Die Bedingungen, die dazu beitragen, ob und inwiefern Unterstüt- zungsmaßnahmen auch zu den erhofften Lernzuwächsen führen, sind Gegen- stand zahlreicher pädagogischer und fachdidaktischer Studien.Doch führt ein „mehr“ an Hilfestellung letztendlich auch zu mehr Lernzu- wachs? Manchmal kann zu viel Unterstützung in Form von zu viel „Scaffol- ding“, auch gerade das Gegenteil bewirken und Lernen be- oder verhindern! Vielleicht haben Sie selbst schon einmal die Erfahrung gemacht, dass sie sich von minutiös ausformulierten Arbeitsaufträgen beeinträchtigt und in ihrer ei- genen Lern- bzw. Arbeitsautonomie eingeengt gefühlt haben! Unterrichtsma- terialien laufen genau dann Gefahr, Schülerinnen und Schüler zu hemmen oder zu langweilen, wenn sie durch ein Zuviel an Didaktik das eigene Denken oder Problemlösen behindern.Eine Beispiel Concept Map zum Thema „Gestaltung von Concept Maps“Im Projekt „Concept Mapping zur Förderung von Bewertungskompetenz bei Umweltproblemsituationen“ konnte genau dieses Phänomen gezeigt werden. Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II arbeiteten hier beispielsweise mit einem computerbasierten Concept Mapping Programm, um sich Wissen zum Thema Klimawandel zu erarbeiten und Lösungsansätze zum Klimawandel zu bewerten. Die Lernenden, die am meisten Hilfestellung erhielten, waren allen anderen Lernenden im Hinblick auf Inhalt und Struktur der erstellten Con- cept Maps unterlegen. Lernende mit geringer oder sogar keiner Hilfestellung erzielten bessere Ergebnisse. Dieses Phänomen ist auch als Expertise-Um- kehr-Effekt bekannt. Demgegenüber lernen Schülerinnen und Schüler mit wenig Vorwissen auf einem bestimmten Themengebiet (sogenannte Novizen), oftmals am besten mit einem hohen Maß an Hilfestellungen, z. B. in Form von vorstrukturierten Concept Maps oder beim Arbeiten mit Experten Maps.Die einfache Ursache-Wirkungs-Beziehung „Je mehr... desto mehr...“ greift somit zu kurz. Dennoch lässt sich vielleicht eines insbesondere auch für Lehrende festhalten: Unterstützen Sie Ihre Lernenden in ihren Lernprozessen, trauen Sie ihnen viel zu und fördern Sie aufgabenangemessenes Autonomie- erleben!15