Page 18 - SPP Abschlussbroschüre
P. 18
Wissenskonstruktion anhand von Texten und Bildern mit konfligierenden Informationen aus dem InternetKurzbeschreibungWissenschaftsbezogene Informationen werden zunehmend im Internet publiziert. Wenn Lerner/-innen auf diesem Weg nach In- formationen zu aktuellen wissenschaftsbezogenen Themen (wie z. B. zum Potential nachhaltiger Energieformen) recherchieren, müssen sie sich daher oftmals mit Texten auseinandersetzen, die unterschiedliche Argumente enthalten und widersprüch- liche Standpunkte vertreten. Dies ist nicht unbedingt auf eine schlechte Qualität der Veröffentlichungen zurückzuführen, son- dern auch dadurch erklärbar, dass diese Themen in der Wissen- schaft selbst noch kontrovers diskutiert werden oder die wis- senschaftliche Evidenz kein eindeutiges Bild ergibt. Vor diesem Hintergrund betrachtete unser Projekt die Frage, wie sich Abbil- dungen als Gestaltungsmerkmal konfligierender Informationen auf den Aufbau einer kohärenten referentiellen Repräsentation der wissenschaftlichen Sachverhalte (Situationsmodell) beim Re- zipienten/bei der Rezipientin auswirken können. Der Fokus lag dabei auf der Analyse des Einflusses von Diagrammen zur Visua- lisierung quantitativ-empirischer Ergebnisse (z. B. Liniendiagram- men) und realistischen Bildern (z. B. Fotografien) zur Veranschau- lichung von Sachverhalten, da diese Abbildungen insbesondere für wissenschaftsbezogene Texte relevant sind.Unser Projekt betrachtete die Frage, wie sich Abbildungen als Gestaltungsmerkmal konfligierender Informationen auf den Aufbau einer kohärenten referentiellen Repräsentation der wissenschaftlichen Sachverhalte beim Rezipienten/bei der Rezipientin auswirken können.Wir sind dabei von der Annahme ausgegangen, dass durch Ab- bildungen der Eindruck konzeptueller Verarbeitungsflüssigkeit (Fluency) beim Rezipienten/bei der Rezipientin induziert wer- den kann und dies in Folge die Verarbeitung der Informationen beeinflusst. Die Abbildungen wirken als Hinweisreize (Cues), die unterschiedliche Schemata bezüglich Textgenre (wissenschafts- bezogener Text) oder Textumgebung (Internet) beim Leser akti- vieren können. Die Nutzung dieser Schemata erzeugt wiederum ein Gefühl von konzeptueller Fluency, das, wie bisherige For- schung zeigt, mit einer erhöhten Einschätzung der Plausibilität einhergeht und sich auf die Informationsverarbeitung auswirkt.Wird durch Diagramme im Text vorrangig das Schema für wissenschaftsbezogene Texte aktiviert, ist der hierfür erlernte kognitive Verarbeitungsweg eine elaborierte Verarbeitung – das heißt, die erwartete (und eingesetzte) Menge an kognitiver An- strengung ist hoch. Dementsprechend wird das Textverstehen im Vergleich zu Texten ohne Diagramme gefördert.Wird durch die Nutzung von realistischen Bildern vorrangig das Schema für internetbasierte Texte aktiviert, entsteht zwar eben-Laufzeit2009-2015AntragstellerInnenProf. Dr. Holger Horz, horz@psych.uni-frankfurt.de Prof. Dr. Tobias Richter, tobias.richter@uni-kassel.de Prof. Dr. Wolfgang Schnotz, schnotz@uni-landau.deUniversitäten & InstituteGoethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Psychologie Universität Kassel, Institut für PsychologieUniversität Landau, Fachbereich PsychologieMitarbeiterInnenKatja Knuth-Herzig Dr. Maj-Britt Isberner Dr. Johanna Maier Dr. Mark UllrichIm Projekt entstandene/entstehende DissertationenKnuth-Herzig, K. (in Vorb.). Der Einfluss nicht-inhaltsrelevanter Abbildungen auf die Plausibilitätseinschätzung und das Verstehen wissenschaftsbezogener Texte im Internet.Isberner, M.-B. (2014). The Role of Epistemic Monitoring in Language Comprehension. Universität Kassel.Projektbezogene Publikationen (Auswahl)Britt, M.A., Richter, T. & Rouet, J.-F. (2014). Scientific Literacy: The role of goal-di- rected reading and evaluation in understanding scientific information. Educational Psychologist, 49, 104-122.Isberner, M.-B., Richter, T., Maier, J., Knuth-Herzig, K., Horz, H. & Schnotz, W. (2013). Comprehending conflicting science-related texts: Graphs as plausibility cues. Instructional Science, 41, 849-872. doi: 10.1007/s11251-012-9261-2Isberner, M.-B. & Richter, T. (2013). Can readers ignore implausibility? Evidence for nonstrategic monitoring of event-based plausibility in language comprehension. Acta Psychologica, 142, 15-22.Isberner, M.-B. & Richter, T. (2014a). Does validation during language comprehensi- on depend on an evaluative mindset? Discourse Processes, 51, 7-25.Isberner, M.-B. & Richter, T. (2014b). Comprehension and validation: Separable stages of information processing? A case for epistemic monitoring in language comprehension. In D.N. Rapp & J. Braasch (Eds.), Processing Inaccurate Information. Theoretical and Applied Perspectives from Cognitive Science and the Educational Sciences (pp. 245-276). Boston, MA: MIT Press.18