Page 20 - SPP Abschlussbroschüre
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„Was können wir (nicht) wissen? Was sollen wir tun?“Vom Umgang der Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalistenmit Nichtwissen und unsicherem Wissen in laienadressierten TextenKurzbeschreibung:Die zentrale Ausgangshypothese unseres Projekts lautete, dass Nichtwissen nicht nur zentral für die Motivation von Forschung und Wissenschaft ist (und damit ein vorläufiges, weil prinzipiell in Wissen überführbares Nichtwissen darstellt), sondern dass es auch ein Nichtwissen gibt, das sich aus dem Anspruch der Beherrschung komplexer Sachverhalte ergibt und somit als sys- tematisch bedingtes Nichtwissen, als Wissensgrenze zu betrach- ten ist. Im Forschungsprozess selbst werden durchaus zahlreiche kreative und produktive Strategien entwickelt, um solche Wis- sensgrenzen einzubeziehen und trotz Komplexität, Unsicherheit oder unvollständiger Daten zu Ergebnissen und (praktischen) Lö- sungen zu gelangen. Obwohl in der Wissenschaft also (zwangs- läufig) mit Nichtwissen und Unsicherheiten umgegangen wird, scheint aber, so lautete unsere zweite Hypothese, gerade die (sprachliche) Benennung dieser Wissensgrenzen und -lücken in der Außendarstellung der Wissenschaft, also der Schnittstelle zur Öffentlichkeit, nicht unproblematisch zu sein: möglicherweise weil Nichtwissen weder von Experten erwartet noch von ihnen selbst deutlich genug kommuniziert wird.Wir untersuchtenin unserem Projekt den sprachlich-kommunikativen Umgang mit Nichtwissen in (populär-)wissenschaftlichen Texten.Ausgehend von diesen beiden Hypothesen untersuchten wir in unserem Projekt den sprachlich-kommunikativen Umgang mit Nichtwissen in (populär-)wissenschaftlichen Texten. Gera- de an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlich- keit scheint es eine Perspektivenverschiebung hinsichtlich der Einstellung zu und der Bewertung von Nichtwissen und Unsi- cherheit zu geben. Inwiefern der sprachlich-kommunikative Umgang selbst zu einer solchen Verschiebung beiträgt, erschien uns daher als eine wesentliche Fragestellung, die in der interdis- ziplinär ausgerichteten Nichtwissensforschung bisher allerdings erstaunlich wenig Beachtung gefunden hat.Materialgrundlage unserer Untersuchung waren zum einen Texte eines authentischen, bereits abgeschlossenen Diskurses rund um das Eisendüngungsexperiment LOHAFEX, 2009 vom Alfred-Wegener-Institut durchgeführt. Die Fallstudie eignete sich besonders gut, da LOHAFEX sowohl in der Wissenschaft als auch in Politik, Medien und Öffentlichkeit heftig diskutiert wurde. Zum anderen arbeiteten wir mit Texten, die im weiteren Kontext des Klimawandels und der Klimawandelforschung stehen und sich insbesondere mit dem Thema Geo Engineering befassen.Laufzeit2011-2013AntragstellerInnenProf. Dr. Nina Janich, janich@linglit.tu-darmstadt.deUniversitäten & InstituteTechnische Universität Darmstadt, Institut für Sprach- und LiteraturwissenschaftMitarbeiterInnenDr. Lisa Rhein Anne SimmerlingIm Projekt entstandene/entstehende DissertationenSimmerling, A. (in Vorb.). Zum sprachlich-rhetorischen Umgang mit Nichtwissen in journalistischen Texten zum Thema Climate Engineering. (Arbeitstitel)Projektbezogene Publikationen (Auswahl)Janich, N. & Simmerling, A. (2013).„Nüchterne Forscher träumen...“ – Nichtwissen im Klimadiskurs unter deskriptiver und kritischer diskursanalytischer Betrachtung. In: U.Meinhof, M. Reisigl, & I.H.Warnke, (Hrsg.). Diskurslinguistik im Spannungsfeld von Deskription und Kritik (S. 65-100). Berlin: Akademie Verlag.Janich, N. & Simmerling, A. (2015). Linguistics and Ignorance. In: M. Groß, & L. McGoey (Eds.). Routledge International Handbook of Ignorance Studies (pp.125-137). London/New Yor: Routledge.Janich, N. & Simmerling, A. (im Druck). Nichtwissen in Text und Gespräch. In: K. Birkner & N. Janich (Hrsg.) Text und Gespräch. Berlin/Boston: Handbücher Sprach- wissen/HSW 5Simmerling, A. & Janich, N. (under review). Rhetorical functions of a ‘language of uncertainty’ in the mass media.20


































































































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