Page 24 - SPP Abschlussbroschüre
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Determinanten der Selektion und Einstellungsbildung bei der Rezeption von Wissenschafts- informationen im InternetKurzbeschreibungIn Formaten des Web 2.0 wie Blogs und Wikis werden vielfach auch wissenschaftsbezogene Themen diskutiert. Gleichzeitig sind diese Inhalte eine wichtige Quelle für Laien, die auf der Suche nach Informationen zu kontroversen Themen sind. Al- lerdings stehen Nutzer vor der Herausforderung, dass sie aus einer Vielzahl von verfügbaren Inhalten auswählen und dabei nicht immer abschätzen können, wie glaubwürdig oder hoch- wertig eine Information ist. Das Projekt beschäftigte sich daher mit der Frage, wie Laien sich im Netz, insbesondere im Web 2.0, zu Wissenschaftsthemen informieren und an welchen Kriterien sie sich orientieren. Aus theoretischer Sicht wurden hierzu An- nahmen der klassischen Persuasionsforschung (z. B. Elaboration Likelihood Model, Petty & Cacioppo, 1986) auf die Prozesse der Selektion und Rezeption von (Online-)Wissenschaftsinformatio- nen übertragen.Das Projekt beschäftigte sich mit der Frage,wie Laien sich im Netz, insbesondere im Web 2.0,zu Wissenschaftsthemen informieren und an welchen Kriteriensie sich orientieren.In der ersten Projektphase (2009-2011) wurde die Selektionspha- se betrachtet, der aufgrund der hohen Informationsmenge im Internet eine besondere Bedeutung zukommt. Hier wurde un- tersucht, ob Nutzer bereits in dieser Phase Abschätzungen von Glaubwürdigkeit, beispielsweise anhand von Überschriften oder Quellenangaben, vornehmen oder aber eher unüberlegt und im Sinne ihrer bereits bestehenden Einstellungen selektieren. In der zweiten Projektphase (2011-2013) wurde geprüft, welche Faktoren die Einstellungsbildung zu komplexen wissenschaftli- chen Debatten beeinflussen. Aufgrund der Besonderheit, dass es in aktuellen wissenschaftlichen Kontroversen vielfach wider- sprechende Befunde (konfligierende Evidenz) gibt, lässt sich fol- gern, dass in solchen Fällen zweiseitige Kommunikation unter Berücksichtigung von Limitationen oder Gegenpositionen an- gemessen wäre. Demgegenüber stehen Annahmen, dass Laien mit Darstellungen wissenschaftlicher Unsicherheit überfordert sein könnten. Als Beispielszenario wurde die Kontroverse um die Wirkung von gewalthaltigen Medienangeboten auf Kinder und Jugendliche gewählt.In den Experimenten zur Selektionsphase wurde das Lesever- halten in Wissenschaftsblogs aufgezeichnet. Die Webseiten, die als Versuchsmaterial erstellt wurden, bestanden aus Texten un- terschiedlicher Komplexität, die mit unterschiedlichen Quellen- informationen versehen waren. Versuchspersonen waren Eltern, bei denen von einer hohen Relevanz des Themas auszugehenLaufzeit2009-2013AntragstellerInnenProf. Dr. Nicole C. Krämer, nicole.kraemer@uni-due.deUniversitäten & InstituteUniversität: Duisburg-Essen, Fachgebiet: Sozialpsychologie – Medien und KommunikationMitarbeiterInnenDr. Stephan Winter German Neubaum Leonie RösnerIm Projekt entstandene/entstehende DissertationenWinter, S. (2013). Lost in Information? – Sozialpsychologische Aspekte der Selektion und Rezeption von journalistischen Online-Angeboten. Stuttgart: Kohlhammer.Projektbezogene Publikationen (Auswahl)Winter, S., Krämer, N. C., Rösner, L., & Neubaum, G. (2014). Don’t keep it (too) simple: How textual representations of scientific uncertainty affect laypersons’ attitudes. Journal of Language and Social Psychology, published ahead of print. doi: 10.1177/0261927X14555872Winter, S., & Krämer, N. C. (2014). A question of credibility – Effects of source cues and recommendations on information selection on news sites and blogs. Communications – The European Journal of Communication Research, 39, 435-456. doi: 10.1515/commun-2014-0020Krämer, N. C. & Winter, S. (2014). Selektion und Rezeption von wissenschaftsbezo- genen Informationen aus dem Internet – Entwicklung eines theoretischen Modells und Implikationen für instruktionale Settings. Unterrichtswissenschaft – Zeitschrift für Lernforschung, 42, 39–54.Winter, S., & Krämer, N. C. (2012). Selecting science information in Web 2.0: How source cues, message sidedness, and need for cognition influence users‘ exposure to blog posts. Journal of Computer-Mediated Communication, 18, 80-96.Winter, S., Krämer, N. C., Appel, J., & Schielke, K. (2010). Information selection in the blogosphere – The effect of expertise, community rating, and age. In S. Ohlsson & R. Catrambone (Eds.), Proceedings of the 32nd annual conference of the Cognitive Science Society (pp. 802-807). Austin, TX: Cognitive Science Society24