Page 29 - SPP Abschlussbroschüre
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Wissen der Rezipienten und Rezipientinnen über den Klimawan- del, ihren Einstellungen und Meinungen zum Thema sowie ihren Verhaltensabsichten. Dies wurde mit Hilfe einer repräsentativen Online-Umfrage untersucht. Als zusätzliches empirisches Ins- trument wurden Hamburger Bürger und Bürgerinnen in quali- tativen Gruppendiskussionen dazu befragt, wie sie den Klima- wandel und die Klima-Berichterstattung wahrnehmen. Parallel erfolgte die Entwicklung eines „multikausalen Wirkungsmodells der Medienerfahrungen zu der komplexen Wissensdomäne Kli- mawandel“. Dieses bildet die Grundlage für weitere Forschungs- arbeiten im Bereich Klimawandel und ist zudem auf andere Ge- genstandsbereiche von Wissenskommunikation übertragbar.In der zweiten Phase ging es darum, wie sich die Nutzerinnen und Nutzer verschiedene Medieninhalte zum Klimawandel aneignen. Der Prozess der Medienaneignung findet in der postkommuni- kativen Phase der Medienrezeption statt. Um die individuelle Perspektive der Rezipientinnen und Rezipienten zu untersuchen, lag der Schwerpunkt auf intra- und interpersonalen Deutungs-Im Fokus standen die Erforschung der Zusammenhänge zwischen der allgemeinen Mediennutzung und dem Wissen der Rezipienten, wie sich die Nutzerinnen und Nutzer verschiedene Medieninhalte zum Klimawandel aneignen unddie Klimakommunikationim Internet.prozessen. Dafür wurden medienbiografische Interviews ge- führt. Als zweiter methodischer Zugang zu Fragen der Medien- aneignung wurde eine Online-Panelstudie durchgeführt. Dieses Instrument ermöglicht es zu untersuchen, wie sich Wissen und Meinungen zum Klimawandel über die Zeit verändern und wie dies mit der Mediennutzung zusammenhängt.In der dritten Untersuchungsphase liegt der Fokus auf der Kli- makommunikation im Internet, die bisher nur wenig erforscht wurde. Um der hohen Heterogenität von Online-Kommunikati- on gerecht zu werden, werden ganz unterschiedliche „Arenen“ inhaltsanalytisch untersucht, wie beispielsweise die massenme- diale Arena (z. B. „Spiegel Online“) oder verschiedene Experten- arenen (wie Blogs von Klimawissenschaftlerinnen und Klima- wissenschaftlern). Der Fokus liegt dabei auf den Fragen, über welche Themen und Inhalte in welcher Form auf den jeweiligen Online-Plattformen zum Klimawandel kommuniziert wird.Welche Rolle spielen Medien- und Internetnutzung für Wahrnehmung, Einstellung und Wissen zum Thema Klimawandel?Wie kommt der Klimawandel in die Köpfe? Diese Frage zielt auf einen elemen- taren Punkt: Klimawandel können wir individuell nicht sinnlich wahrnehmen und empfinden. Es ist vielmehr ein Phänomen, das Wissenschaftler verschiede- ner Disziplinen auf der Basis von Datenreihen, statistischen Berechnungen und Modellierungen beschrieben haben. Die Kommunikation über dieses – und auch andere – wissenschaftlich erforschte Phänomene ist von herausragender Bedeutung, denn sie kann individuelle Handlungen (zum Beispiel den alltägli- chen Konsum, das Reisen oder den Hausbau) beeinflussen.In unserem DFG-SPP-Projekt „KlimaRez“ haben wir untersucht, wie Laien klassische und Online Medien nutzen, um sich über den Klimawandel zu in- formieren und wie diese Medien ihr Wissen und ihre Einstellungen zu diesem Thema prägen.Von 2009 bis 2015 haben wir eine ganze Bandbreite von Forschungsfragen mit verschiedenen Methoden bearbeitet. Über die Gesamtphase hinweg wur- den repräsentative Umfragen erhoben (Panel-Studie). Sie zielten vor allem auf Umfang und Formen der klassischen Mediennutzung. Hinzu kamen Gruppen- diskussionen und Intensivinterviews in den Jahren 2011 und 2012, um An- eignungsformen des Wissens und der Meinungen über den Klimawandel aus der Biographie bzw. Medienbiographie der Mediennutzer besser zu verstehen: Einen großen Anteil hatte seit 2013 auch die Inhaltsanalyse der Online-Kom- munikation. Sie umfasste Kommentare zu den journalistischen Medientexten und die Analyse der Kommunikation in Expertenarenen, in öffentlichen Diskus- sionsarenen, auf Twitter und Facebook.Ergebnis: Wer häufig Medien nutzt, weiß mehr über den Klimawandel. Allerdings beeinflusst dieses Mehrwissen nicht die eigene Einstellung. Auch wenn die Risiken gut bekannt sind, ändert sich keineswegs selbstverständlich die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen oder zu handeln.Entscheidend für die individuelle Meinungsbildung sind der soziale und der individuelle Rahmen, also wie wichtig das Thema im Bekanntenkreis ist und wie umweltbewusst man prinzipiell denkt und handelt, bzw. wie stark das ei- gene Leben vom Klimawandel betroffen ist.Fakten überzeugen vor allem dann, wenn sie emotional verknüpft werden. Die deutsche Berichterstattung zum Thema ist eher sachlich und rational. Für die Wahrnehmung von Umweltthemen und Klimawandel können deshalb emotionale Erfahrungen prägender sein als die (alltägliche) Mediennutzung: Dazu zählen herausragende Medienereignisse aus dem Filmbereich, aber auch die schulische Sozialisation und persönliche Erfahrungen, zum Beispiel auf Reisen.Der Klimawandel ist inzwischen auch ein wichtiges Thema in der On- line-Kommunikation und in den Sozialen Medien. Dabei unterscheiden sich die Foren zum Thema allerdings je nach Ausrichtung der Plattform und ihrer aktiven Mitglieder sehr in ihrer Sachlichkeit, Meinungsrichtung und den ge- nutzten Kommunikationsformen und Stilen.29