Page 44 - SPP Abschlussbroschüre
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Vermittlung konflikthafter naturwissenschaftlicher Sachverhalte in Museen und Ausstellungen: Die Rolle authentischer ObjekteKurzbeschreibungMuseen und Ausstellungen bedienen sich bei der Darstellung von konflikthaften naturwissenschaftlichen Inhalten einer brei- ten Palette von Vermittlungsformen, die von Führungen und Audioguides über Text- und Schautafeln, Medienstationen und interaktive Exponaten bis zur Präsentation originaler Objekte reicht. Dadurch unterscheiden sie sich grundsätzlich von an- deren informellen Settings wie Internet und Massenmedien: Während letztere sich darauf beschränken müssen, Inhalte und Sachverhalte mittels verschiedener Zeichensysteme (Texte, Ab- bildungen) zu repräsentieren, zeichnen sich Museen durch die zusätzliche Möglichkeit aus, Objekte selbst zu präsentieren und für die Darstellung eines Themenbereichs zu nutzen. Empirische Belege der herausgehobenen Bedeutung authentischer Expo- nate für Museumsbesucher finden sich sporadisch in der Litera- tur, eine systematische sozialwissenschaftliche Bearbeitung des Themas steht aber noch aus.Wir sind der Frage nach der Rolle authentischer Objekte für Museumsbesucher in einer Reihe empirischer Studien nachgegangen. Ziel war es, mögliche Unterschiede zwischen realen Objekten und ihren fotografischen bzw. gegenständlichen Reproduktionen zu analysieren.In einem Kooperationsprojekt des Leibniz-Instituts für Wissens- medien in Tübingen und des Deutschen Museums in München sind wir der Frage nach der Rolle authentische Objekte für Muse- umsbesucher in einer Reihe empirischer Studien nachgegangen. Ziel war es, mögliche Unterschiede zwischen realen Objekten und ihren fotografischen bzw. gegenständlichen Reproduktio- nen im Hinblick auf Wahrnehmung (operationalisiert durch die Eyetracking-Analysen), kognitive Verarbeitung (operationalisert durch Gedächtnistests im Abstand von 60 Minuten) und Beur- teilung durch Museumsbesucher (operationalisiert durch zwei begleitende Interviewstudien) zu analysieren.Die Ergebnisse zeigen, dass die Besucher realen Gegenstän- den mehr Aufmerksamkeit als Fotografien widmeten und sich in der Folge auch besser an die Details dieser Objekte erinnerten. Und dies, obwohl in den beiden Studien darauf geachtet wurde, dass sich die realen Gegenstände und die Fotografien in ihrem visuellen Informationsgehalt nicht substanziell voneinander un- terschieden, da sie hinter Glas platziert wurden und deshalb nur von vorn inspiziert werden konnten. Dies wird auch durch die Analyse des Besucherverhaltens bestätigt, die zeigte, dass die Betrachtung der Vitrinen vorwiegend von einem Standpunkt ausProjektlaufzeit2009-2014AntragstellerInnen:Prof. Dr. Stephan Schwan, s.schwan@iwm-tuebingen.de (beide Antragsphasen) Dr. Walter Hauser, industriemuseum@lvr.de (erste Antragsphase)Dr. Lorenz Kampschulte, kampschulte@ipn.uni-kiel.de (zweite Antragsphase)Universitäten & InstituteLeibniz-Institut für Wissensmedien (Tübingen) Deutsches Museum (München)MitarbeiterInnenDr. Daniela BauerDr. Constanze HamppIm Projekt entstandene/entstehende DissertationenBauer, D. (2014). Meaning Making with Art: Expert and Lay Perspectives in Under- standing Artworks and Exhibition Concepts. Universität Tübingen.Hampp, C. (2014). Die Aura des Originals – Wahrheit oder Mythos? TU München. Projektbezogene Publikationen (Auswahl)Bauer, D., & Pierroux, P. (2014). Expert and adolescent interpretive approaches in a National Art Museum. Museum Management and Curatorship, 29, 260-279.Hampp, C., & Schwan, S. (2014). Perception and evaluation of authentic objects: Findings from a visitor study. Museum Management and Curatorship, 29, 349-367.Hampp, C., & Schwan, S. (in press). The role of authentic objects in museums of the history of science and technology: Findings from a visitor study. International Journal of Science Education Part B: Communication and Public Engagement.Schwan, S., Grajal, A., & Lewalter, D. (2014). Understanding and engagement in places of science experience: Science museums, science centers, zoos, and aquari- ums. Educational Psychologist, 49, 70-85.Schwan, S., Bauer, D., Kampschulte, L., & Hampp, C. (under revision). Representati- on equals presentation? Photographs of objects receive less attention and are less well remembered than real objects. Journal of Media Psychology. .44


































































































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